Franziska Schervier (1819-1876) erkannte die Probleme der sozialen Randgruppen in der aufstrebenden Industriegesellschaft. Sie kümmerte sich um Wohnungen für Arbeiterfamilien, regelmäßigen Schulunterricht der Fabrikarbeiterkinder, errichtete Suppenküchen, pflegte Cholera- und Pockenkranke. Mit 26 Jahren gründete sie die Ordensgemeinschaft der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus.
Franziska, am 3. Januar 1819 als Tochter eines Nadelfabrikanten in Aachen
geboren, erkannte schnell die Probleme der sozialen Randgruppen in der
aufstrebenden Industriegesellschaft. Die soziale Stellung ihrer Familie
hinderte sie nicht daran, aus den Konventionen ihrer Zeit auszubrechen.
Pfingsten 1845 gründete sie gemeinsam mit ihren Gefährtinnen
die Ordensgemeinschaft der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus. Der Auftrag Jesu der an sie erging: „Ihr sollt meine Wunden heilen und Seelen retten“ war das geistliche
Motiv für die Bahnbrecherin moderner Caritas. Fortan setzte sie sich für Arme
und Notleidende ein, leistete Gefangenen und Prostituierten Beistand, begleitete
zum Tode Verurteilte. Selbst heftige Auseinandersetzungen mit der Bürokratie
von Kirche und Staat scheute sie nicht.
Die Gemeinschaft, der sich in kurzer Zeit viele junge Frauen anschlossen,
erhielt ihre besondere Prägung durch das Vorbild des heiligen Franziskus. Er lebte, ebenso wie sie, eine sorgenfreie Jugend in einem nach
außen abgesicherten Leben. Doch in der Begegnung mit den Armen wurde in ihm
eine tiefe Sehnsucht nach einem sinnvolleren Leben geweckt.
Indem sie sich für die Armen einsetzt, erkannte
Franziska immer mehr den Willen Gottes, der sie und ihre kleine Gemeinschaft
führte. Sie schreibt in ihren Briefen: „Ich erkannte so offenbar in den Armen und Leidenden
meinen göttlichen Herrn, als hätte ich ihn in denselben mit leiblichen Augen
gesehen.“ Dieses Wort wird ihr Leben und das Leben der Gemeinschaft prägen.
Am 14. Dezember 1876 starb Franziska Schervier, von der Bevölkerung liebevoll
„Mutter der Armen“ genannt. Sie wurde 1974 von Papst Paul VI. seliggesprochen.
Ihre Grabstätte befindet sich in der Klosterkirche des Mutterhauses in Aachen.